Gründung der Freiwilligen Feuerwehr Aisingerwies - Oberwöhr

Vor der Gründung
Im Jahr 1954 hatte die Gemeinde Aising circa 3000 Einwohner in den Ortsteilen Aising, Heiligblut, Aisingerlandstraße, Aisingerwies, Oberwöhr und Schönau.
Aisingerwies und Oberwöhr waren von jeher akutes Hochwassergebiet. Es gab keine zentrale Wasserversorgung und die meisten Häuser hatten noch einen Pumpbrunnen, welcher bei Hochwasser kaffeebraunes Wasser spendete, nicht wegen der nahe gelegenen Odlgrube, denn eine Kanalisation gab’s auch noch nicht, sondern weil der durch die Ortschaft fließende Auerbach, wenn er hochging, auch gleich das Grundwasser mitfärbte. Nur wenige Häuser hatten damals ein eigenes Hauswasserwerk, welches mit elektrischer Pumpe einen Druckkessel füllte und somit „Laufwasser“ lieferte. Bei einer größeren Wasserentnahme schaltete sich die Pumpe wieder ein, was man deutlich hören konnte, sozusagen ein Statussymbol der Vor- und Nachkriegszeit. Der zunehmende Bauboom veranlasste alsdann die Gemeinde zum Bau einer zentralen Wasserversorgung mit Anschluss an die Stadt Rosenheim.

Gründe für eine Gründung
Nach Abschluss der Bauarbeiten der Wasserleitungen verblieben im Ortsteil Aisingerwies und Oberwöhr drei so genannte C-Standrohre mit den dazugehörigen Hydrantenschlüsseln, zum Spülen der Leitungen und natürlich als Hydranten zur Brandbekämpfung u.ä.. Die im Feuerschutz unerfahrene Bevölkerung unseres Ortsteils registrierte neben den Deckeln der Hausanschlüsse auch eigenartige ovale Deckel im Straßenbereich, mit denen man nichts anzufangen wusste, wogegen einige rotgestrichene Überflurhydranten als solche einwandfrei erkannt wurden. Für die Handhabung solcher Einrichtungen ist normalerweise die Ortsfeuerwehr zuständig. Sicherlich ein weiterer Grund war fast jährlich auftretendes Hochwasser mit all seinen Folgen.
Die aus der Gründungszeit stammenden Häuser hatten wohlweislich fast alle keinen wasserdichten Keller. Wozu auch? Bei steigendem Grundwasser liefen die Keller voll um dann anschließend wieder selbstständig abzulaufen. Die Keller, das wusste man, waren nur bedingt brauchbar. Lediglich eine feine Schlammschicht musste entfernt werden. Nur ein Haus, das wusste man, hatte einen wasserdichten Keller – oder besser gesagt: man sah es. Dieses Haus, nähe Waldeckweg, gehörte einem zugezogenen Baurat und der eigenwillige, in unserer Gegend fremde Baustil verwunderte die Anlieger. Eben dieser Keller hatte einen gravierenden Nachteil. In der angrenzenden Wiese befand sich gleich neben dem äußeren Kellerabgang eine Senke, die die blöde Eigenschaft hatte, sich bei jedem mittleren Hochwasser zu füllen, wobei der Wasserspiegel dann höher als der Kellerzugang war. Wäre der Keller nicht wasserdicht gewesen: kein Problem. So aber musste dann immer die Freiwillige Feuerwehr Aising anrücken und den Missstand beheben, was stets zu Belustigung der Anlieger führte und die Feuerwehrler verärgerte!

Die große Frage: Braucht Aisingerwies und Oberwöhr eine Feuerwehr?
Der rührige und aufgeschlossene Kommandant der Freiwilligen Feuerwehr Aising, unser leider schon verstorbenes Ehrenmitglied Georg Aschauer, hat nach langer Überlegung der Gemeinde Aising, vorgeschlagen auch gegen den Widerstand traditioneller Interessen in den eigenen Reihen, im Ortsteil Aisingerwies und Oberwöhr einen Löschzug unter der Federführung der Freiwilligen Feuerwehr Aising zu gründen.

Gründung mit Hindernissen:
Ich erinnere mich noch ziemlich genau an eine Notiz in der ersten Jahreshälfte 1954 im Oberbayerischen Volksblatt, worin die männlichen Einwohner von Aisingerwies-Oberwöhr ersucht wurden, sich bezüglich einer eventuellen Gründung einer Freiwilligen Feuerwehr im Gasthaus Waldeck zu treffen. Das Echo schien nicht überwältigend gewesen zu sein, denn mein Nachbar, unser leider auch schon verstorbenes Ehrenmitglied und damaliger zweiter Bürgermeister Franz Brummer erzählte mir, da ich auch nicht gekommen war, dass kaum Leute gekommen waren. Der damalige Kreisbrandinspektor des Landkreises Rosenheim, den man zu dieser Veranstaltung geladen hatte, ein untersetzter älterer Herr, der bei angeregten Diskussionen stets einen erschreckend hochroten Kopf und einen dazu passenden dunkelblauen Hals bekam, während er mit erheblich lauter Stimme über dieses Desinteresse wetterte, eine Pflichtfeuerwehr androhte und jeden seiner Sätze mit einem stimmgewaltigen „Gei“ quittierte.
Daraufhin wurde eine zweite Versammlung anberaumt.

Zwischenbemerkung:
Jede größere Ortschaft hat eine Freiwillige Feuerwehr. Eine normal schnell wachsende Siedlung hat es hier bedeutend schwerer. Erstens fehlt hier die diesbezügliche Tradition und zweitens muss der Zusammenhalt der Bevölkerung erst langsam wachsen. Gerade zu unserer Gründungszeit, zu Zeiten des Wirtschaftswunders, in der jeder bestrebt war, Arbeit zu haben, Überstunden an der Tagesordnung standen und jeder bereit war „Many zu ruacha!“. Außerdem waren die meisten Feuerwehren damals schon fast 100 Jahre, - wenn nicht älter - und konnten sich schon vom Großvater, dem Vater, dem Sohn und den Enkeln stützen. War da nicht der Gedanke einer Neugründung etwas kühn? Wann brennt’s denn schon und wo? Meistens waren es Bauernhöfe die bei einem Gewitter in Flammen aufgingen – und dort waren genug Feuerwehren! Technische Hilfeleistungen, die heute den größten Teil der Einsätze ausmachen gab es nur wenige. Repräsentationen, z.B. an Fronleichnam oder an Vereinsfesten, Jubiläen kamen für uns sowieso nicht in Frage, wir hatten ja nicht einmal eine Kirche. Die Frage nach der Notwendigkeit in unseren Ortsteilen eine Feuerwehr zu gründen stellte sich wirklich.

Die Gründung:
Pflichtfeuerwehr hörte sich nicht gut an, also packten wir es an! Zweiter Bürgermeister Franz Brummer wurde nicht müde, für die von Georg Aschauer vorgeschlagene Wehr und deren Gründung zu werben. Und so kam also in der zweiten Jahreshälfte 1954 die Gründungsversammlung zustande. Kreisbrandinspektor Altmann war ob sovielen Interessenten zufrieden. Man tätigte eine Wahl der Vorstandsmitglieder. Besonders hervorheben möchte ich aber an dieser Stelle die ermutigenden Worte von Kommandant Georg Aschauer, der damit bestehende Bedenken weitgehend zerstreuen konnte. Ganz besondere Anerkennung soll auch hier unserem leider erst kürzlich verstorbenen Ehrenmitglied Anton Detterbeck gezollt werden. Ich glaube sagen zu dürfen, dass das Zustandekommen dieser Idee zum größten Teil seiner Initiative zu verdanken ist. Seine spontane Zusage, sich als Zugführer und Leiter unserer jungen Feuerwehr zur Verfügung zu stellen, hat den Funken der Begeisterung auf fast alle Anwesenden der Versammlung überspringen lassen. Ehre seinem Andenken.
Die erste Vorstandschaft wurde umgehend gewählt und ergab folgendes Ergebnis: Zugführer wurde Anton Detterbeck. Zum Vorstand, der sich um die Angelegenheiten des zugleich gegründeten Vereins kümmern sollte, wurde Franz Xaver Klein, Schuhmachermeister aus der Aisingerwies gewählt. Zum Kassier wurde Josef Drexler, Pensionist aus der Aisingerwies, zum Schriftführer Werner Zillmer, Aisingerwies (er war beim Oberbayerischen Volksblatt beschäftigt, sollte in der Zeitung über unsere Tätigkeiten berichten und hat dieses Amt 25 Jahre lang ausgeübt.) gewählt. Als Beisitzer wurde Franz Brummer gewählt. Zugleich wurde auch beschlossen, dass immer mindestens ein Vertreter des Ortsteils Oberwöhr der Vorstandschaft angehören sollte.
Otto Kreipel stellte sich für einen Kurs an der Feuerwehrschule in Regensburg zur Verfügung um dann zusammen mit Georg Aschauer die Ausbildung zu übernehmen. Anton Detterbeck musste dies aus beruflichen Gründen delegieren. Otto Kreipel war sechs Jahre Ausbilder und technischer Leiter unserer jungen Wehr. Anton Detterbeck konnte über 25 Mann in sein Verlesbuch eintragen. Georg Aschauer versprach sich auch weiterhin um die Geschicke unseres Löschzuges intensiv zu kümmern und er ist uns in dieser Zeit zu einem wahren Freund und Kameraden geworden.

Erste Anfänge:
Die erste Übung wurde für Frühjahr 1955 angesetzt. An einem Samstagnachmittag traf sich eine reduzierte Schar angehender Feuerwehrmänner beim Anwesen Drexler am damaligen Birkenweg, um von Georg Aschauer und Otto Kreipl erste Handgriffe zu erlernen. Wie sich herausstellte, waren ein Teil der so genannten Gründungsmitglieder, die sich in die Aktivenliste eintrugen, ganz normale Wirtshausbesucher gewesen, die sich vorsichtshalber schon mal in eine Anwesenheitsliste eintrugen. Aber Interessenten waren auch schon einige Neue hinzugekommen, die das Defizit wieder wettmachten. Bei unserer ersten Übung lernten wir den Umgang mit den bereits am Anfang erwähnten Standrohren, die Handhabung der dazugehörigen Hydrantenschlüssel, sowie das Öffnen und Schließen der bewussten Deckel. Als Belohnung dafür durften wir dann schon auch mal einen vorsichtigen Wasserstrahl durch einen in die Jahre gekommenen Schlauch und das nicht abschließbare Strahlrohr schicken. Alles in allem zwar wichtige, aber kaum mitreißende Erkenntnisse!

Unsere erste Ausrüstung:
Unsere erste Ausrüstung ließ einen größeren Übungsbetrieb kaum zu. Sie bestand aus den bereits erwähnten C-Standrohren, zwei Hydrantenschlüsseln, vier bis fünf uralten und verschieden langen Hanfschläuchen und aus zwei nicht absperrbaren C-Strahlrohren, die sicherlich damals schon enormen Altertumswert besaßen. Dazu kamen noch zwei Handsirenen, die sich in späteren Jahren vorzüglich zu Weisertweckenfahrten und zur Untermalung diverser Eishockeyspiele im Eisstadion eigneten. Zu alle dem kam noch eine geheimnisvolle Schachtel mit eigenartigem Inhalt. Es handelte sich hierbei um ein Schlauchflickzeug, das unsere antiquierten Hanfschläuche wieder auf Vordermann bringen sollte. Alle diese Dinge stammten aus dem Fundus der Feuerwehr Aising und waren offensichtlich schon lange nicht mehr in Gerbrauch. Ein paar Worte nun zu diesem Schlauchflickzeug. Unsere Schläuche hatten jede Menge undichte Stellen, wobei auf den Ausdruck „Löcher“ bewusst verzichtet werden soll. Bei der Benützung der genannten Schläuche baute sich am Straßenrand, wo dieselben meist verlegt wurden, ein herrlicher mit Regenbogen durchsetzter Wasserschleier auf, der manch unvorsichtigen Radfahrer in einen unvermuteten Platzregen geraten ließ. Der technisch versierte Feuerwehrmann versuchte dann mit einem ahlenartigen Instrument, in das ein dochtförmiger Faden eingelegt war, eine dieser Undichtigkeiten anzuvisieren und mit einem kräftigen Ruck in das Innere des Schlaues vorzudringen, wobei der Docht beim Zurückziehen in der bewussten Stelle blieb. Wenn’s funktionierte, versiegte der Springbrunnen sofort, um sich nach kurzer Zeit in Form von fünf bis zehn feinen Strahlen wieder am Regenbogen zu beteiligen! Auch eurogroße Dichtscheiben bereicherten die Wunderschachtel. Man konnte sie mit Hilfe eines korkenzieherähnlichen Drahtstückes in eine undichte Stelle drehen und schickte sich dann an, beim Aufrollen des Schlauches eine weitere Schadenstelle zu produzieren. Sie werden sich fragen, wieso das so ausführlich erwähnt wird? Die Handhabung und der unterschiedliche Ausgang dieser faszinierenden Vorgänge waren auf die Dauer das wirklich einzige, was uns einigermaßen befriedigend beschäftigen konnte! Zu den ersten Übungen sei noch angefügt: Unser Toni, er hat uns gleich zu Beginn das „Du“ angeboten, lies es sich nicht nehmen, uns zu jeder Übung antreten zu lassen, was auch zu seiner Freude geschah’, denn Drexlers straff gespannter Maschendrahtzaun lies nur schnurgerade ausgeführte „Antretungen“ zu! In diesem Zusammenhang wurde auch vereinbart, drei Frühjahrs- und drei Herbstübungen abzuhalten. Außerdem erhielt jeder Aktive (wozu offenbar auch der Schriftführer gehörte und der bei den Übungen nur schriftführte) eine blaue Feuerwehr-Skimütze mit roter Biese, mit der er forthin bei den Übungen zu erscheinen hatte. Unsere Geräte waren auf Drexlers „Loatawagl“ deponiert und in dessen Holzhütte untergebracht, somit das erste Feuerwehrhaus unseres Löschzuges.

Der Löschzug Aisingerwies - Oberwöhr
Schon bald legte Anton Detterbeck aus beruflichen und kommunalpolitischen Gründen den gesamten Übungsbetrieb in die Hände von Otto Kreipl, der damit ab 1957 das Amt des Zugführers übernahm. Besonders soll jedoch an dieser Stelle betont werden, dass Anton Detterbeck Zeit seines Lebens, den guten Kontakt zu „seiner Wehr“ nicht abreißen ließ!
Also, der Übungsbetrieb ging in gewohnter Weise weiter, mit einer Ausnahme: Eines Nachts holten uns unsere beiden, bis an die Grenze ihrer Kapazität geforderten, Handsirenen und mit uns den ganzen Ortsteil aus dem Schlaf. Selbst Kommandant Aschauer traf völlig außer Atem am Alarmort ein. Grund: Zugführer Otto Kreipl wollte die Schlagkraft seines Löschzuges zu nachtschlafender Zeit testen, was aber Kommandat Aschauer in keinster Weise beeindrucken konnte und er sich ähnliches für die Zukunft verbat.
Auch unsere Ausrüstung vergrößerte sich zusehens. Wir wurden mit gebrauchten Löschanzügen, die uns die Feuerwehr Aising zukommen ließ, sowie mit Gummistiefeln, die allerdings neu waren und mit rot gespritzten Wehrmachtsstahlhelmen bedacht. Ehrlich gesagt waren wir sehr glücklich darüber; machte nun so unser Erscheinen einen einigermaßen offiziellen Eindruck. Auch einen rot gestrichenen Motorradanhänger konnten wir nun statt Drexlers „Loatawagl“ unser Eigen nennen. Ende der 50er Jahre wurde uns auch ein neu gebautes, kleines Feuerwehrgerätehaus übergeben, das wir in erster Linie unserem zweiten Bürgermeister Franz Brummer und unserem Freund und Gönner Marinus Mairhofer verdankten. Somit hatten wir einen Platz für unsere wachsende Ausrüstung.
Zu dieser Zeit stieß auch ein Mann zu unserem Verein, der weitgehend das bis dahin kaum existierende Vereinsleben aktivierte. Es war der aus Söllhuben zugezogene Installations- und Elektromeister Karl Winkler, dessen Name wohl für alle Zeiten mit unserer Wehr verbunden bleiben wird und der leider allzu früh von uns gegangen ist. Winklers ganzes Bestreben war, für 1964 ein 10-jähriges Gründungsfest mit Fahnenweihe abzuhalten. Er wurde später, nach dem Ableben von F.X. Klein erster Vorstand.
Blaue Jacken, die wir von der Feuerwehr Aising und die auch zum Teil aus eigenen Mitteln, dank einer spendenfreudigen Bevölkerung unseres Ortsteils, sowie großzügigen Gönnern aus der Geschäftswelt, beschafft wurden, ermöglichten uns mit der ebenfalls von der FF Aising ausgeliehenen Fahne, an Beerdigungen und auch an auswärtigen Feuerwehrfesten teilzunehmen, was auch im Hinblick auf unser geplantes Fest unumgänglich war. Unbedingt erwähnt werden muss hier, dass uns seit jener Zeit, bis zum heutigen Tag mit der FF Aising eine herzliche Freundschaft und Kameradschaft verbindet, wofür Kommandant Aschauer und sein Nachfolger Sebastian Hartl nicht unwesentlich beitrugen.
Nun aber weiter zur Geschichte: Zugführer Otto Kreipl versah sein Amt bis zum Sommer 1961. Bei der notwendigen Neuwahl wurde Andreas Schwaiger zum neuen Zugführer gewählt. Stellvertreter wurde Bach Hans. Der „Schwaiger Anderl“ – wie er genannt wurde – hat aus dem Aiblinger Raum hierher geheiratet und war in seiner Heimat bereits bei der Feuerwehr. Auch Hans Aschauer, der Bruder des langjährigen Kommandanten Georg Aschauer, war zu unserem Löschzug gestoßen und dies war für uns sehr wichtig, hatten wir doch nun zwei erfahrene Feuerwehrler, die uns die wir keinerlei Erfahrung bei Ernstfällen hatten, hilfreich zur Seite standen, bzw. stehen konnten.

Ein schwerer Schlag war es für uns, als im Dezember 1961 unser neuer Zugführer im Alter von 41 Jahren überraschend verstarb. Acht Mann unserer Wehr standen in blauer Uniform und Helm mit brennenden Fackeln an seinem Grab. Unsere aufrichtige Anteilnahme galt seiner Witwe mit den beiden kleinen Söhnen.
Seine Nachfolge als Zugführer übernahm kommisarisch bis zur Neuwahl im Frühjahr 1962 der Bach Hans. Bei der Neuwahl wurde Hans Bach Zugführer. Anfang der 60er Jahre bekam die Feuerwehr Aising ein Feuerwehrauto. Für die damalige Zeit fast eine Sensation für ein Dorf. Das Fahrzeug war ein so genanntes TSF, ein Tragkraftspritzenfahrzeug für sechs Mann Besatzung, deren Ausrüstung und einer TS8 Tragkraftspritze mit VW Motor. Das Fahrzeug war ein Ford FK 1000 mit ca. 50 PS. Für uns aber wichtig: es gibt in der Gemeinde eine übrige Motorspritze!
Unser ganzes Bestreben ging nun darum, an dieses Gerät zu kommen, um wenigstens etwas Nützliches machen zu können und sei es nur nach den regelmäßigen Hochwassern besagte Keller auszupumpen. Wir waren auch überrascht über manchen vermeintlich uns gut gesonnenen, der bei solchem Ansinnen unverholfen die Nase rümpfte! Aber wir hatten auch uns wohlgesonnene, gewichtige Fürsprecher. Endlich stand dann unser heißbegehrtes Objekt vor unserem Feuerwehrhäusl:
Eine Tragkraftspritze TS 8, Baujahr 1936, Fabrikat Paul Ludwig, auf einer Lafette mit Eichen-Speichenrädern, Vollgummi bereift.
Der obenliegende Tank, verchromt und sich über die ganze Maschine erstreckend gab dem ganzen ein fast dampfmaschinenähnliches Aussehen. Hans Aschauer, der bereits bei der Feuerwehr Aising dieses Wunderwerk der Technik beherrschte, erweckte dies zum Leben. Der Zweizylinder 2-Takt-Motor sprang mit ohrenbetörendem Lärm an und ließ die erstaunten Zuschauer nur mehr in Gebärdensprache kommunizieren. Beim anschließenden Verbringen der Maschine ins Gerätehaus stellten wir erschüttert fest, dass nur wenige Zentimeter zwischen Lafette und Türstock verblieben, was uns andererseits weitere Schwierigkeiten bereitet hätte. Aber wir hatten auch Glück. Herr Lorenz Ableitner, dessen Sohn Lenz bereits aktives Mitglied bei uns war, bot uns seinen Opel-Blitz-LKW an, um die TS zu eventuellen Einsatzorten zu bringen. Leider existiert von diesem Gespann nicht ein Foto, das uns nun unerwartet zu einer motorisierten Einheit machte.

Wir waren unsagbar glücklich und haben damit so manchen Brand bekämpft, z.B. Brand des Moar-Hofes in Aising am Tag der Stadterhebung von Kolbermoor, als nur wenige Feuerwehren anrückten, oder beim nächtlichen Brand in der Rosenheimer Salin-Schreinerei, als uns Anwohner händeringend baten, doch unsere Höllenmaschine abzustellen, weil an Schlaf im weiten Umkreis nicht zu denken war. Auch die „Grafflgrube“, wie wir die gemeindliche Müllgrube nahe der jetzigen Auerbachmündung nannten, holte uns des öfteren aus dem Schlaf, denn Altmetallsammler brannten tagsüber Kupferkabel aus, dessen Feuer sich dann bis Mitternacht zu einem tüchtigen Schwelbrand entwickelte. Wir waren froh, dass wir im Buchner Franz einen weiteren tüchtigen Maschinisten gefunden hatten. Wir haben viel mit unserer Maschine geübt. Wir haben sie auch selber gezogen. Ein jähes Ende fand diese Aktion aber durch einen Erlass des Landesamtes für Katastrophenschutz, der besagte, dass Vollgummi bereifte Anhänger der Feuerwehren nur mehr mit höchstens 10 km/h befördert werden durften. Wir hatten wenig Verständnis dafür, war doch unsere gute alte Motorspritze nach Aussage von drei altgedienten Aisinger Feuerwehrlern während des zweiten Weltkrieges des öfteren nach schweren Luftangriffen nach München zum Löscheinsatz gebracht worden, laut Aussage, an einem Opel-Olympia-PKW angehängt! Unser Eifer und vor allem unsere Motivation lagen total erledigt am Boden!

Ein einziger kleiner Lichtblick war die vermessene Idee, ein Auto zu beantragen. Gesagt-getan. Ein Aufschrei ging durch die Gemeinde und vor allen Dingen durch die Reihen der Herren Gemeinderäte, denn schon damals waren die Gemeindefinanzen knapp. Es gab hier und auch in späteren Jahren des öfteren erhitzte Debatten, ob unserer notwendigen Beschaffungswünsche, bei denen auch einmal ein zugewanderter Neubürger, selbst erst kurz im Gemeinderat, seinen Kollegen empfahl, sich den Luxus einer zweiten Wehr innerhalb der Gemeinde zu ersparen und diese aufzulösen! Aber es gab auch unerwartete Fürsprecher so z.B. den angesehenen Großbauer und ehemaligen Bürgermeister Sebastian Niedermaier, Kfz-Elektromeister Martin Schätz, unser Freund Kiesunternehmer Marinus Maierhofer, Franz Brummer und andere, die letzten Endes zustimmten, uns ein leeres Tragkraftspritzenfahrzeug zu beschaffen. Und wieder waren wir überglücklich. Allerdings mussten wir auf die Schnelle zusagen, um in den erforderlichen Landkreiszuschuss zu gelangen, mit zwei Löschgruppen die Leistungsprüfung der Feuerwehren abzulegen. Darauf bestand Kreisbrandinspektor Altmann. Wir hatten seit Erhalt der Tragkraftspritze viele neue Aktive bekommen, vor allen Dingen die so wichtigen jungen Kameraden, die sich nunmehr mit großer Begeisterung an die uns gestellte Aufgabe machten. Unter der gutmütigen Anweisung des damaligen zweiten Kommandanten der Gemeinde Raubling, Bartl Bauer, lernten wir bis dahin unbekannte Griffe und Vorschriften.

Dankenswerterweise half uns auch hier wieder die Feuerwehr Aising, die uns so selbstlos ihr Fahrzeug samt Gerät zur Verfügung stellte, denn nur genormtes Gerät war zugelassen. Im Herbst 1963 hatten beide Gruppen das Leistungsabzeichen in Bronze erworben. Zum besseren Verständnis sei gesagt, dass es zum damaligen Zeitpunkt nur das „Bronzene“ gab, das Silberne war noch in der Entwicklung und konnte erst Jahre später abgelegt werden. Auch wurde der ganze Ablauf trocken ausgeführt und begann mit: „Wasserentnahmestelle der angenommene Bach, Verteilungsstück eine B-Länge nach vorn, zum Einsatz fertig.“ Aufbauzeit drei Minuten. Groß wurde dieses Ereignis gefeiert.
Um nicht noch einmal vor zu geringen Tormaßen zu stehen, mussten wir in Eigenregie Umbauten am Feuerwehrhäusl vornehmen.
Unter der fachkundigen Leitung von Werner Kopp und Franz Buchner, die stets, wie auch in späteren Jahren unser Kamerad Hans Dewina, uneigennützig notwendige Arbeiten und Reparaturen am Gebäude sowie an den Geräten vornahmen, wurde ein neues, großes Tor angefertigt und eingebaut, der Vorplatz gepflastert und eine einfache Schlauchtrocknung eingebaut.
Im Dezember 1963 durften der zweite Bürgermeister Franz Brummer, Maschinist Franz Buchner sowie Zugführer Hans Bach unser neues Fahrzeug bei Metz in Karlsruhe abholen. Unter Jubel wurde es am Feuerwehrhäusl empfangen. Franz und Werner haben in den folgenden Tagen unsere alte TS8 soweit abgeändert, dass sie im neuen Fahrzeug vorschriftsmäßig befördert werden konnte.

Im Frühjahr 1964 segnete der damalige Pfarrkurat von Soden unser heißersehntes Auto. Im August desselben Jahres feierten wir mit über 50 Vereinen, davon mehreren Feuerwehren aus Tirol, unser 10-jähriges Bestehen. Ab 1964 durften uns von da ab mit Absegnung von Kreisbrandinspektor Altmann "Freiwillige Feuerwehr Aisingerwies-Oberwöhr" als selbstständige Feuerwehr mit dem neuen „Kommandanten“ Hans Bach nennen.

Historische Fotos

Feuerwehrhaus 1958
Einweihung Ford
Handspritze
Hochwasser
Hochwasser
Hochwasser
Erste Jugendgruppe
Leistungsprüfung
Leistungsprüfung
Sturmschaden
Unimog
Verkehrsunfall
Verkehrsunfall